Können alle Silikonimplantate Breast Implant Illness & BIA-ALCL auslösen?
Welche Implantate gibt es & welche Rolle spielt die Lage bei der Explantation?
Es gibt verschiedene Formen, Texturierungen & Füllungen von Implantaten. Können alle Brustimplantate Erkrankungen auslösen?
Die Ärzteschaft und die Plastischen Chirurgen-Vereinigungen berufen sich gerne auf eine zu geringe Studienlage, was die Schädlichkeit von Implantaten angeht. Fakt ist, dass sich bereits vor Jahrzehnten Frauen zu Wort gemeldet haben, die über exakt die gleichen Gesundheitsprobleme geklagt haben, wie heute! Wir waren nicht so vernetzt wie heute und konnten uns nicht austauschen; Frauen, die über Probleme klagten, wurden aus Studien entfernt.... Vielleicht mag sich jede Leserin selbst einen Reim darauf machen. Fakt ist, wir sind weltweit viele erkrankte Frauen und Fakt ist, es gibt Studien.
Ein paar dieser Studientexte haben wir auf unserer Webseite eingestellt und führen bei Facebook eine Gruppe, in der wir ausschließlich Studien und Publikationen rund um BII & BIA-ALCL veröffentlichen.
Letztlich sind in den weltweiten Foren zum Thema Brustimplantaterkrankungen, Implantate aller Hersteller und jeder Art vertreten! Frauen sind erkrankt - egal welche Form oder Beschaffenheit die Implantate haben, ob die Implantate intakt oder rupturiert sind. Bei texturierten Implantaten kommt das Risiko BIA-ALCL (s. Blog) hinzu. Aber welche Implantate gibt es denn nun?
Formen:
Grundsätzlich unterscheiden die Hersteller in zwei Formen: rund und anatomisch. Innerhalb dieser zwei Gruppierungen gibt es noch die Projektion. Die Projektion zeigt eine niedrige bis hohe Wölbung. Diese Varianten sind rein optischer Natur, sie helfen, die gewünschte Optik und Größe zu erreichen. Sie haben keinerlei gesundheitliche Vor- oder Nachteile und sind weder für BII noch für BIA-ALCL relevant. Auch spielt es überhaupt keine Rolle, ob Frauen von A auf D vergrößern oder sonstige Konstellationen. Aus der Form resultierten aber andere Probleme. So sind anatomisch geformte Implantate eher verrutscht oder haben sich verdreht. Sie erfordern somit mehr chirurgisches Können und Wissen als runde Implantate und haben die Hersteller zu einer "Lösung" gezwungen. So kam der Fokus u.a. auf die unterschiedlichen Texturierungen.
Im Jahr 2013 wurde das anatomisch geformte Implantat Natrelle 410 zugelassen. Durch diese Zulassung hat sich das Einsetzen von texturierten Implantaten von 2013 bis 2016 verfünffacht und somit auch das Risiko, an BIA-ALCL zu erkranken.
Füllungen:
Brustimplantate gibt es in drei Varianten. Die "klassischen" kohäsiven Silikonimplantate aus der sogenannten Gummibärchen-Konsistenz, die als auslaufsicher angepriesen werden. Wie man auf dem linken Foto erkennen kann, kann sich die Konsistenz eines Gummibärchens leider durch Einwirkungen in unserem Körper, wie Temperatur und durch chemische Prozesse, in eine zähe klebrige Masse verwandeln. Läuft dieses Implantat aus, verklebt es mit dem umliegenden Gewebe und ist nicht mehr 100% aus dem Körper zu entfernen. Kohäsive Silikonimplantate hielten in Europa großen Einzug, da sie formstabiler waren als Kochsalzimplantate.
Sowohl bei Kohäsiv-Implantaten als auch bei kochsalzgefüllten, ist die Hülle aus Silikon. Darüber hinaus gibt es Hüllen mit Polyurethan (PU) Beschichtung. Diese Beschichtung ist, wie man auf dem 3-er Bild sieht, löchrig und ähnelt einem Schwamm. Die Implantate können besser einwachsen und sollten sich deshalb weniger drehen oder verschieben. Der Stoff PU ist uns vor allem aus der Bettenindustrie bekannt. Fakt ist, dass sich die Explantation dieser BU-beschichteten Implantate nach Aussagen von Chirurgen als deutlich schwieriger erweist.
Kochsalzimplantate (Saline) erlangten vor allem in den USA große Popularität, als die gesundheitlichen Risiken von Silikonimplantaten stärker bekannt wurden. Ihre Hülle ist dennoch aus Silikon, wenn auch dünner. Die vermeintlich ungefährliche Kochsalzlösung hat allerdings bei Explantationen Schimmelbefall gezeigt. Frauen mit Saline Implantaten sind in den Foren gleichermaßen von Breast Implant Illness betroffen wie Frauen mit Kohäsiv-Implantaten.
Texturierungen:
mikro-, makro-, glatt-texturiert
Der aktuelle Wissenstand der Forschung ist, dass mikro- & makro-texturierte Implantate für die Entstehung von BIA-ALCL verantwortlich sind. Allergan liegt bei den diagnostizierten Fällen mit Abstand vorn, insbesondere die Biocell-Implantate (sie machen einen Anteil von 91 % der diagnostizierten Fälle aus, so die Angaben im internationalen Kongress in Rom im Oktober 2021). Auch Polyurethan-beschichtete Implantate sind häufiger betroffen. Breast Implant Illness tritt gleichermaßen oft auf, wenn auch es einen Unterschied in der Häufigkeit von Kapselfibrosen gibt. Die unterschiedliche Haptik sollte Kapselfibrosen und Dislokalisation, die bei ca. 30% der glattwandigen Implantate auftreten können, vorbeugen.
In Deutschland tragen nur 2 % aller Implantatträgerinnen glattwandige Implantate, d.h. 98 % tragen texturierte Implantate und damit das Risiko, an BIA-ALCL zu erkranken.
In Europa tragen 90 % aller Implantatträgerinnen, texturierte Implantate. BIA-ALCL sei so selten, dass oft nur dann ein CD30-Test/ALK gemacht wird, wenn etwas auffällig ist. Wir empfehlen hingegen bei jeder Explantation von texturierten Implantaten einen Test auf diese spezifischen ALCL-Krebsmarker zu machen. (Bitte lesen Sie hierzu unseren Blog zum Thema BIA-ALCL)
Brustimplantatlagen:
Brustimplantate werden in 3 verschieden Lagen implantiert. Über dem Brustmuskel (ÜBM) - Subglandulär, unter dem Brustmuskel (UBM) - Submuskulär und teilweise über dem Brustmuskel (t.u.B.M.) - Subpektoral.
Die En-Bloc Explantation unter dem Brustmuskel ist nach Aussagen der uns bekannten Plastischen Chirurgen wesentlich schwieriger und aufwendiger als eine Entfernung der Implantate über dem Muskel. Bitte bedenken Sie, dass sich in jeder Lage eine Kapsel bildet und dass vorangegangene Implantatwechsel mit Lagenwechsel eine OP erschweren und Sie mit ihrem Explanteur die Lagewechsel besprechen und ggf. beim Tausch verbliebene Kapseln unbedingt mit entfernt werden.
Im Sommer 2022 veröffentlicht "The Guardian" die Ankündigung einer neuen Generation von Brustimplantaten: Selbst nachwachsende Implantate. Den vollständigen Artikel finden Sie hier. Wir raten zur dringenden Vorsicht. Wie bei allen Implantaten, wird die neueste Generation grundsätzlich als sicher und noch hochwertiger "angepriesen". Jahre später stellt sich heraus, welch z.T. verheerenden Folgen unsere Gesundheit davonträgt.
Beispiele vom Implantatausweis:
Nützliches:
© Véronique Schreiter
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